Der Dreißigjährige Krieg
- Ferenc Neubrandt
- 2. Mai 2020
- 39 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 3. Mai 2020
Die deutsche Ur-Katastrophe im Kampf um Religion und Macht
(1517 - 1618)
Der Weg in den Krieg beginnt bereits über 100 Jahre vor den ersten Kampfhandlungen. Ein Theologieprofessor aus dem Mansfelder Land, dessen Name Martin Luther heute weltweit ein Begriff ist, sieht den in der Kirche vorherrschenden Ablasshandel als reinen Missbrauch, um die Kassen zu füllen.
Im Oktober des Jahres 1517 schreibt er daher einen Brief mit 95 Thesen gegen den Ablasshandel an den Magdeburger Erzbischof Albrecht von Brandenburg. Als eine Reaktion von diesem ausbleibt, verteilt er die Thesen auch an mehrere Bekannte, die diese ohne sein Wissen weiter verbreiten. Bis heute umstritten ist hingegen, die von Philipp Melanchthon aufgestellte Behauptung, Luther hätte die Thesen am 31. Oktober eigenhändig an die Tür der Wittenberger Schlosskirche genagelt, um sie so der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Ungeachtet dessen gilt dieser Tag bis heute als Gedenktag für die Reformation und wird als solcher von der evangelischen Kirche bis heute begangen. Welche Folgen und Auswirkungen diese Thesen, auf die spätere Entwicklung im Reich haben sollten, war zu diesem Zeitpunkt wohl weder Luther noch irgendjemand anderem bewusst.
Im Oktober 1518 wurde Martin Luther auf dem Augsburger Reichstag verhört und zum Widerrufen seiner Thesen aufgefordert. Als dieser sich weigerte, forderte Kardinal Cajetan die Auslieferung nach Rom, was Luthers Landesherr Friedrich der Weise (von Sachsen) jedoch verhindern konnte.
So kam es im Juni 1519 zu einem heftigen Streitgespräch zwischen dem katholischen Theologen Johannes Eck, den Vertretern der Reformbewegung (u.a. Luther selbst) und dem Theologen Petrus Mosellanus, der die Vermittlerrolle ausfüllte. Dieses als Leipziger Disputation bekannte Ereignis führte zum endgültigen Bruch zwischen Luther und dem päpstlichen Rom sowie zur erstmaligen Dokumentation der wesentlichen Unterschiede beider Glaubenslehren.

Darstellung der Leipziger Disputation auf einem Holzschnitt aus dem Jahre 1557
(Dieses Bild ist gemeinfrei und nicht urheberrechtlich geschützt)
Bereits ein Jahr später veröffentlichte Luther drei Hauptschriften, welche später die Grundlage für die evangelische Kirche bildeten. Gleichzeitig wurde im Reich der Prozess gegen ihn aufrechterhalten, auch durch den neuen Kaiser Karl V.
Am 03. Januar 1521 wurde Luther vom Papst exkommuniziert, nachdem er zuvor die Bannandrohungsschreiben öffentlich verbrannt hatte. Dennoch empfing Kaiser Karl V. Luther im folgenden Frühjahr und befragte ihn erneut, ob er zu einem Widerruf bereit sei. Als dies von Luther wieder verneint wurde, erließ der Kaiser mit dem Wormser Edikt die Reichsacht über ihn. Luther war nun vogelfrei und sollte von jedem, der ihm habhaft würde, nach Rom ausgeliefert werden.
Als Luther sich Anfang Mai 1521 auf den Rückweg nach Sachsen machte, wurde er in einem Scheinüberfall von Friedrichs Soldaten entführt und auf die Wartburg in Sicherheit gebracht. Dort schuf er als "Junker Jörg" getarnt Grundlagen des evangelischen Gemeindelebens und übersetzte das Neue Testament in eine verständliche deutsche Sprache.
Ungeachtet dessen ging die Reformation im Heiligen Römischen Reich weiter. Vor allem in Wittenberg kam es zu radikalen Umwälzungen. So heiratete dort bereits 1521 der erste Priester und es gab zum Weihnachtsabend einen deutschsprachigen Gottesdienst in weltlicher Kleidung ohne Bilder an der Wand.
Diese radikalen Veränderungen verunsicherten und überforderten viele Teilnehmer der Gottesdienste und führte zu Unruhen und Tumulten. Erst als Luther 1522 von der Wartburg zurückkehrte und mit Hilfe seiner Invokavitpredigten zur "Schonung der Schwachen" die Wiederherstellung der alten Gottesdienste forderte, beruhigte sich die Situation und die Reformation wurde wieder in eine geordnete Bahn gelenkt. Später bemühte sich auch Luther selbst eine Gottesdienstordnung in Landessprache zu schaffen.
Vielen Strömungen im Reich ging die Reformation aber nicht weit genug und so entstanden innerhalb der Bewegung zahlreiche Gruppierungen in Opposition zu Luther. Diese wurden später als "radikaler oder linker Flügel der Reformation" bezeichnet. Den bekanntesten Reformer dieser Gruppierungen stellt ohne Zweifel Thomas Müntzer dar, der anfangs noch ein großer Bewunderer Martin Luthers war. Später wurde er aber zu seinem Gegenspieler, da er neben einer radikalen Reform der Kirche auch eine Umwälzung der politischen und sozialen Verhältnisse forderte.
1524 begann der sogenannte Bauernkrieg, dessen Wurzeln auch in der Reformation zu sehen sind. Die Bauern erhofften sich durch diese eine Verbesserung ihrer Lebensumstände und versuchten dies bald mit Gewalt durchzusetzen.
Die erste Erhebung der Bauern fand im Juni 1524 bei Stühlingen statt. Später breiteten sich die Aufstände über Schwaben, Baden, Teile der Schweiz, Tirol, Franken und Thüringen aus. Aufgrund ihrer militärischen Unterlegenheit und Meinungsverschiedenheiten innerhalb der Bauernschaft endeten die Aufstände schließlich überall in Niederlagen mit zahlreichen Hinrichtungen. Eine der letzten und im Wesentlichen auch die bedeutendste Schlacht des Bauernkriegs fand am 15. Mai 1525 bei Frankenhausen (Thüringen) statt. An ihr beteiligte sich auch der radikale Reformer Thomas Müntzer, der die Bauern unterstützte. Nach einer blutigen Schlacht mit mindestens 6000 Toten Bauern wurde Müntzer schließlich gefangen genommen, gefoltert und hingerichtet.
Der Protestantismus selbst konnte aber weiterhin Erfolge feiern und so revidierte Kaiser Karl V. 1526 sogar größtenteils das Wormser Edikt und überließ die Religionsausübung weitgehend den Fürsten selbst.
Auf dem Reichstag vom 19. April 1529 forderten mehrere Reichsstädte und Fürsten, die Ächtung Luthers und seiner Schrift aufzuheben und die Ausbreitung des evangelischen Glaubens ungehindert zuzulassen. Bereits beim Reichstag 1530 verstand sich das protestantische Lager als eigene Kirche mit eigener Kirchenordnung.
1531 wurde von den protestantischen Fürsten ein Verteidigungsbündnis unter dem Namen Schmalkaldischer Bund geschlossen, um sich im Falle eines Krieges gegen den Kaiser behaupten zu können. Der Religionsfrieden hing zu diesem Zeitpunkt bereits am seidenen Faden, auch weil Karl V. als Herrscher und damit Wahrer der Kirche sich nicht mit einer dauerhaften Spaltung zufrieden geben konnte. So verhängte Kaiser Karl, der die Tragweite der Reformation anfangs nicht richtig deutete, im Sommer 1546 (wenige Monate nach dem Tode Luthers) die Reichsacht gegenüber allen Anführern des Schmalkaldischen Bundes.
So war es nicht verwunderlich, dass der nächste Konflikt nicht lange auf sich warten ließ: Der Schmalkaldische Krieg von 1547/48. Nach zwei Feldzügen und der Schlacht bei Mühlberg (28. März 1547) konnte der Kaiser dank seiner militärischen Überlegenheit einen Sieg einfahren und den Krieg gewinnen. Zwar löste sich in dessen Folge der Schmalkaldische Bund auf, die Religionsfragen waren aber noch lange nicht gelöst.
Kaiser Karl versuchte 1548 durch das Augsburger Interim die Wiedereingliederung der Protestanten in die katholische Kirche zu regeln. Bereits vier Jahre später musste er dies nach Aufständen der protestantischen Fürsten wieder zurücknehmen. Allerdings hatte er zu diesem Zeitpunkt auch schon Widerstand aus dem katholischen Lager erfahren, da er versuchte die kaiserliche Macht durch Zentralregierung und Erbmonarchie zu stärken. Beides war zum Scheitern verurteilt.
Erst im Jahre 1555, also 38 Jahre nach Luthers Thesen, konnte der Frieden scheinbar dauerhaft hergestellt werden. Im sogenannten Augsburger Reichs- und Religionsfrieden wurde den Fürsten freie Religionsausübung zugestanden und ihr Besitzstand gesichert.
Nun folgte eine Zeit trügerischer Ruhe und ohne größere Auseinandersetzungen, was dazu führte, dass sich die Glaubensrichtungen weiter voneinander abgrenzten und festigten. Dieser als Konfessionalisierung bezeichneter Prozess führte bald zu großen Spannungsproblemen innerhalb der Reichsinstitutionen. Diese wurden mehr und mehr blockiert und faktisch handlungsunfähig.
Der eigentliche große Konflikt, der nun bereits in der Luft lag, führte Anfang des 17. Jahrhunderts zur Gründung der Protestantischen Union und der Katholischen Liga. Die Katastrophe sollte nicht mehr lange auf sich warten lassen.
(23. Mai 1618)
Im Mai des Jahres 1618 kam es in der böhmischen Hauptstadt Prag zu einem der folgenreichsten Ereignisse der Geschichte: Dem Prager Fenstersturz. Dieser markiert allgemein anerkannt den Beginn des Dreißigjährigen Kriegs und ist vielen Leuten auch heute noch ein Begriff, wenngleich die eigentlichen Hintergründe den wenigsten geläufig sein sollten.
Durch die im 16. Jahrhundert in Gang getretene Reformationhatten sich auch in Böhmen zwei verschiedene religiöse Lager gebildet. Dies waren neben den Katholiken die sogenannten Böhmischen Brüder, die Anfang des 17. Jahrhunderts bereits die böhmische Bevölkerungsmehrheit stellten. Dennoch wurden ihre Mitglieder von Seiten der römisch-katholischen Kirche unter Bann gestellt und hatten mit Verfolgung zu rechnen. Erst als Kaiser Rudolf II. 1609 die Religionsfreiheit verbriefte und nicht katholische Gläubige unter Schutz stellte, verbesserte sich die Lage der Protestantischen Brüder.
1612 übernahm Rudolfs Bruder, der Erzherzog Matthias, das Amt des römisch-deutschen Kaisers. Unter ihm sollte sich die Lage in Böhmen wieder stärker anspannen, was auch damit zusammenhing, dass er seine Residenz von Prag nach Wien verlegte. Zur wirklichen Eskalation kam es jedoch erst nachdem Erzherzog Ferdinand, der später als Ferdinand II. die Geschicke des Reiches lenken sollte, 1617 das Amt den böhmischen Königs übernahm. Er führte gleich zu Beginn seiner Amtszeit harte Rekatholisierungsmaßnahmen durch und schränkte die Rechte der protestantischen Stände ein. Dies führte schon bald zu Unruhen auf Seiten der Protestanten, die ihre Religionsfreiheit in ernster Gefahr sahen.
Am 23. Mai 1618 eskalierte die Situation nach einer Versammlung der Protestanten endgültig. Ihr Führer Heinrich Matthias von Thurn und rund 200 Vertreter der protestantischen Stände zogen zur Prager Burg, in der die Böhmische Hofkanzlei mit den königlichen Statthaltern ihren Sitz hatte.
Nachdem sie sich Zutritt verschafft hatten, trafen sie dort auf die katholischen Statthalter Wilhelm Slavata und Jaroslav Borsita Graf von Martinitz sowie den Kanzleisekretär Philipp Fabricius. Kurzerhand wurde ein Schauprozess Improvisiert und alle Drei mit Gewalt zum Fenster geschleppt und 17 Meter in die Tiefe geworfen.

Ölgemälde des Prager Fenstersturzes von Karel Svoboda (1844)
(Dieses Bild ist gemeinfrei und nicht urheberrechtlich geschützt)
Mit viel Glück konnten alle drei den gewaltigen Sturz überleben. Gründe hierfür dürften u.a. die nach außen schräge Wand, ihre dicken dämpfenden Mäntel und die Tatsache, dass sie sich teilweise noch festklammern konnten, sein. Eine andere Legende, die besagt, sie seien auf einem Misthaufen gelandet, konnte bis heute nicht belegt werden und gilt als unwahrscheinlich.
Als die Aufrührer schließlich sahen, dass alle noch am Leben waren, versuchten sie mit Schüssen ihr Werk zu vollenden, was jedoch ebenfalls scheiterte und so alle Drei die Flucht ergreifen konnten. Bei der katholischen Adeligen Polyxena von Lobkowicz, welche ihnen Schutz gewährte, konnten sie sich anschließend verstecken.
Graf von Martinitz, der als erster aus dem Fenster gestoßen wurde, berichtete später von den Stürzen seiner beiden Nachfolger. So sagte er über den Sturz Wilhelm Slavatas:
Sie haben erst die Finger seiner Hand, mit der er sich festgehalten hat, bis aufs Blut zerschlagen und ihn durch das Fenster ohne Hut, im schwarzen samtenen Mantel hinab geworfen. Er ist auf die Erde gefallen, hat sich noch 8 Ellen tiefer als Martinitz in den Graben gewälzt und sich sehr mit dem Kopf in seinen schweren Mantel verwickelt.
und über den von Philipp Fabricius:
Haben letztlich noch den Herrn Magister Phillip Fabricius, röm. kais. Rat und Kgr. Böhmens Sekretarius […], in den Graben geworfen.
Obwohl der Fenstersturz wie eine spontane Tat aussah, war er wohl von langer Hand geplant. Den böhmischen Protestanten war sicher bewusst, dass der Kaiser dies als Herausforderung ansehen und mit harten Strafmaßnahmen beantworten würde.
Der Kaiser sah im Prager Fenstersturz einen Angriff auf sich selbst und wertete ihn daher auch entsprechend als Kriegserklärung. Die ersten Kampfhandlungen sollten nicht lange auf sich warten lassen.
Die bis dato größte Katastrophe der Menschheitsgeschichte hatte begonnen: Der Dreißigjährige Krieg.
(1618 - 162
Bereits einen Tag nach dem Prager Fenstersturz wählten die Aufständischen ein aus dreißig Mann bestehendes Direktorium, welches ihnen die Macht sichern sollte. Da man sich bewusst war, dass eine Reaktion des Kaisers nicht lange auf sich warten lassen würde, begann man schnellstmöglich mit dem Aufbau einer eigenen Armee unter Peter Ernst II. von Mansfeld. Die Rebellen konnten ausserdem neben Friedrich V. von der Pfalz (Oberhaupt der Protestantischen Union) auch Karl Emanuel I, welcher die Armee finanzierte, für sich gewinnen. Dies war für die Aufrührer auch bitter nötig, da die ersten Gefechte im Kampf um Böhmen bereits im Sommer 1618 begannen.
Ende August begann der Feldzug der kaiserlichen Truppen unter Graf von Bucquoy in Richtung Prag. Mannsfeld und seine Truppen konnten die Angreifer jedoch vorerst aufhalten und im November sogar in Pilsen einmarschieren. Der böhmische Aufstand schien zu diesem Zeitpunkt durchaus Aussicht auf Erfolg zu haben.

Eroberung Pilsens durch die Truppen von Heerführer Mansfeld am 21. November 1618
(Dieses Bild ist gemeinfrei und nicht urheberrechtlich geschützt)
Heinrich Matthias von Thurn, Hauptführer des böhmischen Aufstandes, der schließlich auch Mähren auf seine Seite ziehen konnte, gelang es 1619 den Verteidigungskrieg zu einem Angriffskrieg zu machen. Nach dem Einfall in Österreich konnten die Truppen der Aufständischen im Juni bis vor die Tore Wiens ziehen, ehe sich das Kriegsblatt wenden sollte.
Weiter nördlich bei Sablat kam es am 10. Juni zu einer Schlacht zwischen den protestantischen Truppen unter Graf Mansfeld und den Kaiserlichen unter General Bucquoy. Mansfeld verlor in der Schlacht fast seine gesamten Männer und musste sich zurückziehen. Hauptführer Thurn, dem es nicht gelungen war Wien einzunehmen, wurde daraufhin zurückbeordert um die Verteidigung von Böhmen zu sichern.
Ungeachtet dessen, ging der Aufstand durch die Gründung der Böhmischen Konföderation in seine nächste Phase. Bei einer Versammlung der Stände wurde Ferdinand als böhmischer König abgesetzt und Friedrich V. von der Pfalz als sein Nachfolger bestimmt.
Ferdinand hingegen wurde, nur neun Tage nach seiner Absetzung als böhmischer König, in Frankfurt zum neuen Kaiser des Heiligen Römischen Reichs deutscher Nation gekürt. Sein Vorgänger Matthias war bereits im März 1619 nach langer schwerer Gichterkrankung verstorben und spielte schon vorher keine Rolle mehr. Als Kaiser Ferdinand II. gelang es ihm nun, den bayerischen Herzog Maximilian I. zum Kriegseintritt auf katholischer Seite zu bewegen.
Schon bald kam es auf der kaiserlichen Seite zu neuen Problemen. Der Fürst von Siebenbürgen, Gabriel Bethlen, ein großer Feind der Habsburger und damit von Ferdinand II., schloss mit Böhmen eine Angriffsallianz und zog gegen Wien. Eine Einnahme der Stadt konnte aber erneut verhindert werden, da Graf von Bucquoy nach Oberungarn zog und so Bethlen zum reagieren zwang.
Ab 1620 sollte sich das Machtverhältnis langsam aber sicher zu Gunsten der kaiserlich katholischen Allianz verschieben. Zwar versuchte der neue böhmische König Friedrich im Dezember 1619 weitere Fürsten auf seine Seite zu ziehen, konnte dies aber nicht erreichen. Kaiser Ferdinand II. hingegen konnte große diplomatische Erfolge erzielen. So gelang es ihm sogar mehrere protestantische Fürsten zur Kaisertreue zu bewegen indem er z.B. Kursachsen die Lausitz versprach.
Richtig eng wurde es für Böhmen nach dem 3. Juli 1620: Auf französische Vermittlung hin wurde in Ulm ein Neutralitätsabkommen zwischen der Protestantischen Union und der Katholischen Liga geschlossen. Friedrich konnte nun keine weitere Hilfe erwarten und es war nur noch eine Frage der Zeit, bis der Aufstand in Böhmen ein tragisches Ende finden sollte.
Friedrich hatte zu diesem Zeitpunkt bereits versucht durch massive Steuererhöhungen und eine allgemeine Wehrpflicht sein Heer in Böhmen zu verstärken. Aus seiner Heimat, der Kurpfalz, ließ er sogar zwei Tonnen Gold aus seinem privaten Besitz herankarren um die Soldaten zu bezahlen. Auch die ebenfalls protestantische Niederlande unterstütze ihn mit einem kleinen Kontingent an Soldaten. All dies konnte aber nichts daran ändern, dass er militärisch deutlich unterlegen war.
Im September 1620 überschritt Maximilian von Bayern zusammen mit dem kaiserlichen Heer von Süden kommend die Grenze nach Böhmen. Einige Tage später fiel der sächsische Kurfürst von Norden her ebenfalls ein, was in der Folgezeit zu einigen Scharmützel führte, aber noch keine Entscheidung hervorbrachte.
Anfang November zog sich das böhmische Heer, unter Leitung von Heerführer Christian I. von Anhalt und Friedrich, in Richtung Prag zurück. Am 7. November 1620 erreichten die Truppen den Gipfel des Weißen Berges und bezogen dort Stellung. Nur einen Tag später sollte es dort zur Entscheidungsschlacht im Kampf um Böhmen kommen: Die Schlacht am Weißen Berg
(8. November 1620)
Nachdem die Truppen des protestantischen Böhmen am Abend des 7. November 1620 am Weißen Berg, unmittelbar vor Prag, ihr Lager aufgeschlagen hatten, machte sich König Friedrich V. von der Pfalz auf den Weg in die Stadt, um Geld von den böhmischen Ständen zu sammeln und einen englischen Abgesandten zu treffen. Heerführer Christian I. von Anhalt und etwa 13.000 Soldaten blieben auf ihrer strategisch günstigen Stellung zurück und warteten.
In der folgenden Nacht konnten die Truppen auf der Anhöhe bereits den dumpfen Donner der anrückenden kaiserlichen Truppen vernehmen. Unter dem Befehl von Maximilian I. von Bayern hatte die Katholische Liga fast 40.000 Soldaten aufgebracht, die noch vor dem Winter eine Entscheidungsschlacht herbeisehnten.
Laut einer Legende soll zu diesem Zeitpunkt ein Mönch ein Bild der Heiligen Familie (Maria, Josef und Jesus) ins katholische Heerlager gebracht haben, welches von den Protestanten geschändet wurde. Dies soll die katholischen Truppen zusätzlich angestachelt und zum Schlachtruf "Santa Maria!" geführt haben.
Bereits im Morgennebel wurde am Fuße des Berges ein ungarisches Truppenkontingent im Schlaf überrascht und niedergemetzelt. Gegen 12 Uhr setzten sich die beiden Flügen der Angreifer unter lautem "Santa Maria!" in Bewegung und zogen auf die Anhöhe. Unter den protestantischen Truppen machte sich zu diesem Zeitpunkt bereits die schlechte Moral bemerkbar, da viele Söldner die Flucht ergriffen, um ihr Leben zu retten. Andere Teile des Heeres kämpften verbittert gegen die anrückenden Truppen, so z.B. die Soldaten unter Christian II. von Anhalt (Sohn des Oberbefehlshabers Christian I.), denen es sogar gelang, die anstürmende Kavallerie zurückzuschlagen und eine weitere Einheit zu zersprengen.

Die Schlacht am Weißen Berg auf einem Gemälde von Pieter Snayers (1620)
(Dieses Bild ist gemeinfrei und nicht urheberrechtlich geschützt)
Im weiteren Verlauf gab nun der katholische Feldherr Tilly der restlichen Kavallerie den Befehl zum Angriff und konnte binnen Kürze die protestantischen Reiter versprengen und in die Moldau treiben. Als nun auch noch die restlichen Truppen des katholischen Heeres anrückten, war für die Verteidiger nichts mehr zu machen. Immer mehr Soldaten verließen das Schlachtfeld und flohen in Richtung Prag - Die Schlacht war für das protestantische Böhmen verloren.
König Friedrich, der sich noch immer in Prag aufhielt und zu den Truppen zurückkehren wollte, traf am Stadttor auf flüchtende Soldaten und seinen Heerführer Christian. Dieser überbrachte ihm die Hiobsbotschaft von der vernichtenden Niederlage und schlug die sofortige Flucht vor.
Am nächsten Morgen machte sich Friedrich mit seiner Familie auf den Weg nach Schlesien, dabei hatte er noch Glück, da die Bevölkerung Prags durchaus bereit war, ihn an Maximilian von Bayern auszuliefern. Später schrieb er an seinen Feldherrn Graf von Thurn einen Abschiedsbrief, der u.a. folgende Worte beinhaltete:
kein Geitz noch Ehrgeitz hat uns in Böhmen gebracht/kein Armuth noch Elend soll uns von unserm lieben Gott abtrünnig machen/noch etwas wider Ehr und Gewissen thun lassen.
Nach dem Sieg des Kaisers wurde in Böhmen mit der Rekatholisierung begonnen und das Land konnte wieder den Habsburger Ländern von Ferdinand II. zugeschlagen werden. 27 protestantische Standesherren wurden 1621 öffentlich auf dem Altstädter Ring in Prag hingerichtet. Darüber hinaus vertrieb Ferdinand 30.000 Familien und zog zahlreiche Güter als Reparationen ein. Das erste Kapitel des Dreißigjährigen Kriegs war beendet.
Noch heute lässt sich die Auswirkung der damaligen Schlacht in Tschechien feststellen. Da die gebildete Schicht nach der Rekatholisierung zur deutschen Sprache überwechselte, wurde tschechisch fast nur noch von Bauern gesprochen - Die tschechische Schriftsprache verschwand praktisch für lange Zeit. Nachdem diese schließlich bei der tschechischen Wiedergeburtsbewegung (fast 200 Jahre später) in alter Tradition wiederhergestellt wurde, hatte sich die Umgangssprache, heute als Gemeinböhmisch bezeichnet, längst weiterentwickelt und auch deutsche Einflüsse erfahren.
So kommt es, dass sich noch heute die gesprochene tschechische Sprache deutlich von der Schriftsprache unterscheidet - Als Folge des Dreißigjährigen Kriegs
(1620 - 1622)
Kaiser Ferdinand II. hatte Maximilian von Bayern für dessen Hilfe im Kampf um Böhmen, versprochen die Kurpfalz an Bayern zu übertragen. Außerdem handelte es sich bei der Kurpfalz um die Erblande, des in Böhmen besiegten protestantischen "Winterkönig" Friedrich V. von der Pfalz, was eine weitere Auseinandersetzung unausweichlich machte. Der Dreißigjährige Krieg sollte erst am Anfang stehen.

Bereits 1620 zog der Heerführer Ambrosio Spinola, aus dem ebenfalls katholischen und habsburgischen Spanien, von Flandern kommend, in die Pfalz. Dort eroberte er alle Gebiete links des Rheins, ehe er Anfang 1621 wieder verschwand und nur eine Garnison zurück ließ. Friedrich V., der nach der Schlacht am Weißen Berg die Flucht nach Schlesien angetreten hatte, wurde im Januar 1621 von Kaiser Ferdinand II. mit der Reichsacht belegt. Kurze Zeit später begab er sich in die protestantischen Niederlande, um Asyl zu erhalten. Etwa zeitgleich versammelten sich noch einmal die Vertreter der Protestantischen Union, um schließlich zu erklären, dass sie ihre Heere auflösen würden, wenn Spinola ihnen gegenüber neutral bliebe - Danach war die Union praktisch nicht mehr vorhanden.
Friedrich V., der nun befürchten musste, dass seine Pfalz endgültig von spanischen Truppen besetzt werden würde, unterzeichnete mit den
Kaiser Ferdinand II. (1578 - 1637)
Niederlanden einen Vertrag, der deren Unterstützung bei der Rückeroberung zusagte. Der Krieg sollte in eine neue Runde gehen.
Im Frühling 1622 zogen die restlichen protestantischen Heerführer (Ernst von Mansfeld, Georg Friedrich von Baden-Durlach und Christian von Braunschweig-Wolfenbüttel) in die Pfalz, um dort die Truppen zu vereinigen. Friedrich V. versuchte außerdem, durch das Senden von Hilfegesuchen die Protestantische Union wieder zu beleben. Erfolg konnte er bei diesem Versuch jedoch nicht verbuchen.
Bereits am 27. April kam es am Ohrenberg (nahe Mingolsheim) zum Aufeinandertreffen der protestantischen Truppen mit dem kaiserlichen Heer unter General Tilly. Die katholischen Soldaten waren in die Kurpfalz eingedrungen, um die pfälzische Residenzstadt Heidelberg von Süden her zu umzingeln. Insgesamt waren 12.000 Mann an dieser Operation beteiligt. Auf protestantischer Seite standen 18.000 Mann unter dem Kommando von General Mansfeld, der schon in Böhmen gedient hatte.
Nach Mansfelds Angriff auf das kaiserliche Heer zogen sich Tillys Truppen in Folge großer Verluste (ca. 2000 Soldaten) nach Wimpfen zurück. Die pfalzgräflich-protestantische Seite hatte einen Sieg erringen können, der aber, wie sich schon kurze Zeit später herausstellte, kaum von Bedeutung war.
Schon bald machten sich große Probleme bei der Versorgung der protestantischen Truppen bemerkbar. Auch Geld fehlte an allen Ecken und Enden, was die Truppenmoral nicht gerade positiv beeinflusste. In den nun folgenden Monaten kam es zu mehreren schweren Niederlagen auf pfälzischer Seite.
Die Erste erlitt Georg Friedrich (Markgraf von Baden Durlach), der sich nach dem Sieg am Ohrenberg mit seinen Truppen unerklärlicherweise von Mansfelds Heer getrennt hatte. Am 6. Mai wurde er von Tilly und dessen spanischer Unterstützung besiegt und konnte nur mit viel Glück und Verletzungen nach Stuttgart fliehen.
Am 20. Juni 1622 kam es bei Höchst am Main zum Aufeinandertreffen des protestantischen Heeres unter Christian von Braunschweig-Wolfenbüttel und der Katholischen Liga unter Tilly und dem spanischen Feldherrn Cordoba. Christian (auch als der "tolle Christian" bekannt) hatte mit seinen Truppen eine Brücke über den Main errichten lassen, während sich die katholischen Soldaten aus Richtung Würzburg näherten. Als die zahlenmäßig überlegenen Truppen der Katholiken Christians Heer Richtung Main zurückdrängten, gab dieser den Befehl zum Rückzug über die Brücke. Da dieser Rückzug unter den Beschuss der Kaiserlichen geriet kam schnell Panik auf und zahlreiche Soldaten ertranken im Fluss. Eine Chronik berichtet darüber:
Die Flüchtigen haben ihre retirade auff die Brucken genommen und sind deren etliche hundert, darunter vornehme Befehlshaber ertruncken. Irrer vil haben durch den Meyn gesetzt und sind am selbigen Abend in großer Flucht und Unordnung jenseit Frankfurt ankommen.
Friedrich V. musste nun langsam erkennen, dass der Kampf gegen die kaiserliche Übermacht nicht mehr zu gewinnen war. Im Juli 1622 entließ er seinen General von Mansfeld, dessen Truppen zuvor zahlreiche Plünderungen und Verheerungen anrichteten und damit Friedrichs eigenem Ansehen schweren Schaden zugefügt hatten.
Mansfeld trat daraufhin genauso wie der "tolle" Christian in niederländische Dienste und konnte sich nach einem schwer erkämpften Sieg gegen das spanische Heer auch dorthin absetzen. Währenddessen ging der Krieg in der Kurpfalz und somit das zweite Kapitel des Dreißigjährigen Krieges dem Ende zu. Tilly und Cordoba setzten ihre Eroberung fort und konnten am 19. September 1622 in der Residenzstadt Heidelberg einmarschieren. Kurze Zeit später wurden die dort ansässigen protestantischen Kirchen geschlossen und die Universität aufgelöst.

Tillys Truppen erobern die pfälzische Residenzstadt Heidelberg (19. September 1622) (Dieses Bild ist gemeinfrei und nicht urheberrechtlich geschützt)
Als nach lang andauernder Belagerung am 5. November auch noch Mannheim fiel, war eine weitere Niederlage für die protestantische Seite besiegelt. Friedrich hatte sich zu diesem Zeitpunkt längst in sein niederländisches Exil zurückgezogen.
Am 23. Februar 1623 wurde die Kurwürde der Pfalz, wie vereinbart, auf Maximilian von Bayern übertragen. Auch die bei Bayern gelegene Oberpfalz, die bereits seit 1621 von bayerischen Truppen besetzt gehalten wurde, kam einige Jahre später offiziell zum bayerischen Staatsverband, dem sie, im Gegensatz zur restlichen Kurpfalz, noch heute angehört. Der Name der alten Kurpfalz findet heute noch im Bundesland Rheinland-Pfalz Verwendung.
(1623 - 1629)
Die Machtstellung des Kaisers Ferdinand II. war nach dem Sieg in der Kurpfalz gestiegen und es gab durchaus Hoffnung auf Frieden. Jedoch war sein hartes Vorgehen in Böhmen und die Übertragung der Kurpfalz an Bayern auch dafür mitverantwortlich, dass sich starker Unmut unter den protestantischen Fürsten breitmachte und der Dreißigjährige Krieg noch etliche Jahre dauern sollte.
Jenseits der Grenzen des Heiligen Römischen Reichs war es Frankreich, welches einen starken Habsburger Kaiser unbedingt verhindern wollte. So war es der französische König Ludwig XIII., der ein Bündnis protestantischer Herrscher gegen Habsburg zustande bringen wollte. Auch unter Drängen des noch immer im Exil verweilenden Friedrich V. kam es schließlich am 19. Dezember 1625 zur sogenannten Haager Allianz.
An diesem gegen Habsburg gerichteten Bündnis waren Dänemark, England, die Niederlande und einige protestantische Fürsten des Reiches beteiligt. Ziel des Abkommens war es, Dänemark und seinen König Christian IV. dabei zu unterstützen, mit Hilfe eines Feldzuges den Norden des Heiligen Römischen Reiches gegen den Kaiser zu sichern. Der Dreißigjährige Krieg war spätestens zu diesem Zeitpunkt zu einem gesamteuropäischen Konflikt herangewachsen.
Dänenkönig Christian IV. versprach sich vom Kriegseintritt mehrere deutsche Städte für seinen Sohn zu gewinnen und begann sogleich ein 14.000 Mann starkes Söldnerheer aufzustellen. Da dies für den geplanten Feldzug noch zu klein war, ließ er sich im März 1625 auf dem Lüneburger Kreistag zum Kreisobrist (eine Art Hauptmann) des Niedersächsischen Reichskreises wählen und bewegte die anwesenden Stände zur Finanzierung weiterer 14.000 Soldaten.
Obwohl die Aufstellung des Heeres vom Kreistag an die Bedingung geknüpft wurde, dass das Heer den Kreis nicht verlassen durfte, besetzte Christian IV. kurze Zeit später die im Nachbarkreis befindlichen Städte Verden und Nienburg.
Kaiser Ferdinand II. wurde durch diese neue Situation in arge Bedrängnis gebracht, da die aktuelle Macht der Liga und des Kaisers nicht ausreichte, um der Bedrohung von Dänemark entgegenzuwirken. In dieser Situation trat ein neuer Mann aus dem Schatten: Albrecht von Wallenstein.
Der böhmische Feldherr, der bereits auf der Seite des Kaisers gekämpft hatte, machte nun das Angebot, eine Armee auf zunächst eigene Kosten aufzustellen und Christian IV. entgegenzutreten. Obwohl der Kaiser keinen weiteren Krieg provozieren wollte, nahm er schließlich das Angebot an, da er einen Angriff Dänemarks für äußerst wahrscheinlich hielt. Bis Ende des Jahres hatte Wallenstein eine Armee von nicht weniger als 50.000 Mann auf die Beine gestellt und bezog sein Winterquartier an der Elbe. Das Heer der Katholischen Liga unter General Tilly lagerte derweil etwas weiter östlich in Hessen.
Die Dänen planten für 1626 einen Feldzug, der über Thüringen bis nach Süddeutschland führen sollte. Bis auf Ernst von Mansfeld konnte Christian hierfür keine nennenswerte Unterstützung aus dem protestantischen Lager mobilisieren. So sah er sich nun der Übermacht von Wallenstein und dem Ligaheer gegenüber, was dem Vorhaben von Anfang an geringe Erfolgsaussichten brachte.
Bei Dessau an der Elbe traf Mansfeld im April 1626 auf zwei Regimenter der kaiserlichen Truppen. Obwohl er die Elbe auch weiter südlich hätte überqueren können, entschloss er sich schließlich zum Angriff gegen das Kontingent.
Schon der erste Sturmangriff auf die Stellungen scheiterte jedoch, obwohl Wallenstein und die größten Teile des Heeres zu diesem Zeitpunkt noch etwas weiter westlich in Aschersleben waren. Nachdem Wallenstein mit all seinen Soldaten schließlich herangerückt war, kam es am 25. April zur Entscheidungsschlacht. In einer sechs Stunden andauernden Schlacht, bei der Mansfeld vergeblich versuchte gegen die kaiserlichen Stellungen anzurücken, konnte Wallenstein schließlich seinen ersten großen militärischen Erfolg verbuchen. Anschließend schrieb er dem Kaiser in einem Brief:
Kann E. Kaiserliche Majestät gehorsamlich unberichtet nit lassen, wie heutigen Tages Gott, welcher allzeit E. Majestät gerechter Sache beigestanden, mir das Glück gegeben, daß ich den Mansfelder aufs Haupt geschlagen habe.
Christian IV. setzte indessen seinen Feldzug fort und stieß am 16. August bei Nordheim auf das kaiserliche Heer unter General Tilly. Da die Dänen hier in der Überzahl waren, trat Tilly den Rückzug an, um sich mit Wallensteins Truppen zu vereinen.
Am Morgen des 27. August kam es bei Lutter am Barenberge (Niedersachsen) schließlich doch zur offenen Feldschlacht zwischen beiden Parteien. Diese zog sich über mehrere Phasen hin, bei denen die Dänen zwar Anfangs kurze Erfolge erzielen konnten, am Ende aber hoffnungslos unterlegen waren. Mehrere auf die Burg Lutter geflohene Dänen mussten schließlich kapitulieren und wurden gefangen genommen. Andere hatten noch weniger Glück, da Tilly den Befehl gegeben hatte, alle geflohenen Dänen ohne Pardon zu töten.

Zeitgenössische Darstellung der Schlacht bei Lutter (27.08.1626) (Dieses Bild ist gemeinfrei und nicht urheberrechtlich geschützt)
Dänenkönig Christian hatte das Schlachtfeld mit Hilfe mehrerer adliger Reiter unbeschadet verlassen können, war nach der Niederlage aber die Unterstützung seiner deutschen Verbündeten los. Auch auf Ernst von Mansfeld konnte er bald nicht mehr setzen, da dieser überraschend (vermutlich an Tuberkulose) verstarb, während er in der Nähe von Sarajewo neue Truppen anwerben wollte - Die Niederlage der Dänen schien unausweichlich.
Im Sommer 1627 eroberte Wallenstein in kurzer Zeit Norddeutschland und das gesamte dänische Festland (Jütland). Christian IV. wollte sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht geschlagen geben und versuchte im Folgejahr mehrere Angriffe auf die norddeutschen Küsten. Als dies auch ohne Erfolg blieb, musste er schließlich in Friedensverhandlungen eintreten.
Am 22. Mai 1629 wurde der sogenannte Frieden von Lübeck geschlossen, der Dänemark dazu verpflichtete, aus dem Dreißigjährigen Krieg auszusteigen. Auf Landgewinne zu Ungunsten Dänemarks wurde hingegen verzichtet und die kaiserlichen Truppen zogen sich kurz darauf wieder aus Jütland zurück.
Kaiser Ferdinand II war nun auf einem neuen Gipfel seiner Macht angekommen und wollte dies ausnutzen. So übertrug er das Herzogtum Mecklenburg an seinen General Wallenstein, um die für das große Söldnerheer entstandenen und durch Wallenstein vorgestreckten Schulden zu begleichen.
Noch weitrechender war aber das am 6. März 1629 erlassene Restitutionsedikt. Mit dieser Verordnung wollte der Kaiser die dauerhafte Stärkung der katholischen Konfession erreichen und die Besitzstände wieder auf die Verhältnisse des Jahres 1552 zurückdrehen. Da dies einer Enteignung vieler protestantischer Machthaber gleichkam, wurde nun der Widerstand aber erst recht entfacht und das Edikt verhinderte ein schnelles Ende des Dreißigjährigen Krieges. Spätestens jetzt wurde klar, dass Macht- und Besitzansprüche in diesem Konflikt eine weit größere Rolle als die religiösen Fragen spielten.
(1630 - 1631)
Die Dänen waren besiegt und die protestantische Sache im Reich schien verloren. Doch der Widerstand der Protestanten wurde durch das Restitutionsedikt (siehe Krieg mit Dänemark) erneut angefacht und gerade in diesem Moment sollte ein neuer Feind die Bühne betreten: Gustav-Adolf aus Schweden. Er hatte sich bereits im Januar 1629 im Schwedischen Reichstag ein Mandat für den Kriegseintritt erteilen lassen.
Noch bevor die ersten schwedischen Truppen auf dem Weg ins Reich waren, bekam Kaiser Ferdinand II. jedoch andere Probleme. Viele Fürsten, nicht nur die protestantischen, waren der Überzeugung, dass die Macht des Kaisers und die Stärke des Heeres unter Wallenstein zu weit gingen. Auf dem Regensburger Kurfürstentag 1630 bekam der Kaiser diesen Widerstand mit voller Wucht zu spüren.
Obwohl es Ihm bei dieser Versammlung eigentlich darum ging, die Wahl seines Sohnes zum Kaiser sicherzustellen, wurde er bald mit Forderungen konfrontiert, die seine Machtstellung empfindlich beschneiden sollten. So musste er schließlich, vor allem auf das Bestreben Maximilians von Bayern, Wallenstein entlassen und das kaiserliche Heer verkleinern, um nicht seine politische Basis im Reich zu verlieren. Außerdem wurde das Restitutionsedikt ausgesetzt.
Der Kaiser musste auf dem scheinbaren Höhepunkt seiner Macht eine vernichtende diplomatische Niederlage einstecken und ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt standen die Schweden bereits vor der Tür.
Am 24. Juni 1630 ankerten die ersten schwedischen Schiffe vor Usedom, mit an Bord Schwedenkönig Gustav-Adolf, neben Wallenstein einer der bekanntesten Figuren des Dreißigjährigen Krieges. Zwei Tage später ging der König von Bord und dankte Gott auf Knien für die gelungene Überfahrt. Eine Legende besagt jedoch, dass er nach dem Verlassen des Schiffes ausgerutscht und so auf den Knien gelandet ist.
Bereits am 28. Juni war die Landung mit ca. 10.000 Soldaten abgeschlossen und die Peenemünder Schanze wurde mit Kasematten und Ziegelsteinbauten militärisch ausgebaut.

Ölgemälde Gustav-Adolfs aus dem Jahre 1630 (von Jacob Heinrich Elbfas)
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Gustav-Adolf zwang mehrere Fürsten Norddeutschlands zu einem Bündnisvertrag und wurde von großen Teilen der protestantischen Bevölkerung als Befreier und Retter angesehen.
Bereits am 6. Juli konnte Wollin und am 9. Juli Stettin erobert werden. Letztere Stadt fiel ohne wirkliche Verteidigung. Bis Ende 1630 hatten die Schweden praktisch ganz Pommern in ihren Händen und der evangelische Glauben konnte dort wieder ungehindert erblühen.
Am 23. Januar 1631 wurde zwischen Frankreich und Schweden der Vertrag von Bärwalde geschlossen. Hierbei handelte es sich um einen Bündnisvertrag gegen den Habsburger Kaiser. Schweden verpflichtete sich mehr als 30.000 Soldaten nach Deutschland zu bringen, während Frankreich einen Teil der Kosten übernahm.
Die Tatsache, dass Frankreich im Gegensatz zu den Schweden katholisch war, zeigt deutlich, dass sich der Dreißigjährige Krieg immer mehr zu einem reinen Machtkonflikt entwickelte und die religiösen Fragen längst in den Hintergrund gerückt waren.
Im Frühjahr setzte sich der Eroberungszug fort. Die Schweden griffen am 3. April 1631 die mit dem Kaiser verbündete Stadt Frankfurt an der Oder an, nachdem kurz zuvor die kaiserliche Hauptmacht unter Tilly nach Westen abgerückt war.
In Frankfurt kam es schließlich zu einer Schreckensnacht, in der die siegreichen plündernden Schweden durch die Straßen zogen. Dies sollte aber kein Vergleich zu dem sein, was sich nur einen Monat später im weiter westlich gelegenen Magdeburg unter den kaiserlichen Truppen abspielen sollte. Das dunkelste und brutalste Kapitel des Dreißigjährigen Krieges sollte nun folgen: Die Magdeburger Hochzeit.
(20. Mai 1631)
Was sich am 20. Mai 1631 in Magdeburg abspielte gehört zu den dunkelsten Kapiteln des Dreißigjährigen Krieges und der Menschheitsgeschichte. Das als Magdeburger Hochzeit in die Geschichte eingegangene Ereignis kostete etwa 25.000 Menschen das Leben.
Magdeburg hatte sich bereits 1524 zur Reformation bekannt und war seither mehrmals von kaiserlichen Truppen belagert worden, obwohl man sich weitgehend aus dem Kriegsgeschehen heraushalten wollte.
Nach der Landung Gustav-Adolfs ging Magdeburg ein Bündnis mit den Schweden ein und bekam mit Dietrich von Falkenberg im Herbst 1630 einen Kommandanten gestellt. Falkenberg bereitete die Verteidigung der Stadt vor und warb neue Truppen an, was auch bitter nötig war, da bereits Ende November die ersten kaiserlichen Soldaten unter Gottfried Heinrich zu Pappenheim vor die Stadt zogen.
Nach einem relativ ruhigen Winter zog General Tilly, der kurz zuvor in Frankfurt (Oder) vor den Schweden zurückgewichen war, mit einem starken Truppenverband heran und konnte die Stadt vollends einkesseln.
Bald wurden unter der Bürgerschaft Magdeburgs Rufe laut man solle die Stadt friedlich an die Belagerer übergeben um so einem Blutbad zu entgehen. Falkenberg, der auch innerhalb der Mauern starke Unterstützer hatte, lehnte eine Kapitulation vehement ab und verwies auf die Schwedischen Truppen unter Gustav-Adolf, von deren baldigen Eintreffen er bis zuletzt überzeugt war.
Ende April wurden zwei Vorstädte von den Kaiserlichen besetzt, nachdem sie durch Falkenbergs Befehl bereits evakuiert und zerstört waren. Nach einem weiteren gescheiterten Verhandlungsversuch folgte ein starkes Bombardement und am 18. Mai schließlich eine erneute Kapitulationsaufforderung von Seiten Tillys.
Ab dem 19. Mai verhandelte der Stadtrat ein letztes mal über das weitere Vorgehen und eine eventuelle Übergabe. Die schwedische Seite war weiterhin strikt gegen Verhandlungen, obwohl sich herausstellen sollte, dass Gustav-Adolf mit seinen noch geschwächten Truppenverbänden keinen schnellen Vorstoss nach Magdeburg wagen würde. Falkenberg wies trotzdem noch am frühen Morgen des 20. Mai auf das baldige Eintreffen der neuen Truppen hin und konnte so die Kapitulation nochmals verhindern - Ein großer Fehler der letztendlich nicht nur ihm sondern auch vielen tausend anderen Menschen das Leben kosten sollte.
Um 7 Uhr begannen die ersten Geschützfeuer in den umliegenden Dörfern ehe ab etwa 9 Uhr die kaiserliche Armee auf die Stadt vorrückte. Falkenberg erfuhr noch während seiner Ratsrede vom Anmarsch des Feindes, glaubte aber noch an eine erfolgreiche Abwehr. Als er schließlich die Versammlung verließ, um sich ein Bild des Geschehens zu machen, erblickte er die ersten Feinde bereits innerhalb der Stadt. Zusammen mit dem Regiment des Oberstleutnant Trost ging Falkenberg zum Kampf über und konnte den Feind an einer Stelle sogar zurückschlagen. Schließlich wurde er aber von einer feindlichen Kugel getroffen und tödlich verwundet. Die kaiserlichen Truppen, angeführt von Tilly und Pappenheim, drangen nun in die gesamte Stadt ein - Der Kampf war für Magdeburg verloren.
Was nun folgen sollte war an Grausamkeit kaum zu überbieten. Die von der langen Belagerung ausgezehrten und abgestumpften Söldner zogen im Blutrausch durch die Straßen und plünderten alles was nicht Niet und Nagelfest war. Das vorgehen der durch den Erfolg angeheizten Soldaten war so unbeschreiblich brutal, dass selbst innerhalb der kaiserlichen Armee zahlreiche Leute darüber entsetzt waren. Frauen und Mädchen wurden vergewaltigt, Säuglinge aufgespießt durch die Stadt getragen, die von Leichen übersäten Straßen färbten sich rot - Die Einzelheiten dieses Tages sind auch heute keine leichte Kost.

Die Plünderung Magdeburgs auf einem Ölgemälde von Eduard Steinbrück aus dem Jahr 1866
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Einigen reichen Bürgern gelang es sich bei den Soldaten freizukaufen und so unter deren Schutz die Stadt zu verlassen. Die meisten anderen hatten nicht so viel Glück: Die Stadt wurde schließlich in Brand gesetzt und tagelang weiter geplündert und geschändet. Erst vier lange Tage später gab Tilly den Befehl die Kampfhandlungen einzustellen. Zu diesem Zeitpunkt waren bereits 25.000 Einwohner zu tode gekommen. Die wenigen Überlebenden, die u.a. im Dom Zuflucht gefunden hatten, verließen die unbewohnbar gewordene Stadt wenig später. Die Einwohnerzahl Magdeburgs ging von 35.000 auf 450 zurück und es dauerte zwei lange Jahrhunderte um dies wieder zu kompensieren.
Nach dem Unglück von Magdeburg setzte sich über viele Jahre hinweg der Begriff "magdeburgisieren", stellvertretend für totale Vernichtung, innerhalb der deutschen Sprache durch. Fast zynisch erscheint daher die Reaktion des Papstes Urban VIII., der am 24. Juni in einem Schreiben die Vernichtung des Ketzernestes bejubelte.
Der Dreißigjährige Krieg war nun endgültig eskaliert und die Grausamkeiten sollten noch über Jahre hinweg über das Land ziehen. Auch die protestantisch-schwedische Seite sollte hierbei in nichts nachstehen wie sich im weiteren Verlauf des Krieges zeigen sollte.
Magdeburg selbst musste in seiner Geschichte noch einmal eine totale Vernichtung über sich ergehen lassen. Am 16. Januar 1945 bombardierten alliierte Flugzeuge die Stadt so stark, dass fast 200.000 Menschen obdachlos und über 60 % aller Gebäude zerstört wurden - Auch diesmal gab es einen Wiederaufbau und Magdeburg steht noch immer.
(1631 - 1632)
Nach dem Blutbad in Magdeburg zogen die kaiserlichen Truppen weiter in Richtung Sachsen und plünderten dort weite Landstriche. Der bis dahin neutrale sächsische Kurfürst Johann Georg I., wusste sich nun nicht mehr anders zu helfen als einen Bündnisvertrag mit den Schweden einzugehen. Kurze Zeit später vereinigte er sein Heer mit den schwedischen Soldaten, so dass Gustav-Adolf nun mit über 40.000 Mann gegen die katholischen Ligatruppen unter Tilly ziehen konnte.
Am 17. September 1631 trafen die sächsisch-schwedischen Soldaten bei Breitenfeld (nördlich von Leipzig) erstmals auf die kaiserliche Armee. Nach einer langen schweren Schlacht wurden die zahlenmäßig unterlegenen kaiserlichen Truppen schließlich aufgerieben und besiegt. General Tilly wurde verwundet und verlor zeitweise sogar das Bewusstsein. Nur mit Glück konnte er sich am nächsten Morgen mit 600 Mann bis nach Halle durchschlagen und entging so der Gefangenschaft. Die Schweden hingegen konnten ihren ersten bedeutenden Sieg feiern, erbeuteten zahlreiche Geschütze und brachten gefangengenommene Söldner auf ihre Seite.

Die Schweden unter Gustav-Adolf beim Dankgebet nach der Schlacht von Breitenfeld
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Nach der schweren Niederlage von Breitenfeld stritt die Katholische Liga um das weitere Vorgehen. Während Pappenheim weiter in Norddeutschland operieren wollte, drängten der Kaiser und der bayrische Kurfürst auf den Rückzug in süddeutsche Gefilde und setzten sich damit durch.
In Folge dessen konnten die Schweden nun ungehindert bis an den Main vorstossen, ehe Pappenheim erlaubt wurde im Rücken der schwedischen Armee (zwischen Rhein und Elbe) Stellung zu beziehen. Hierbei plünderten die kaiserlichen die Stadt Langensalza (Thüringen).
All dies konnte Gustav-Adolf aber nicht aufhalten, er rückte mit seinen Armeen nun tief nach Bayern hinein um das mit dem Kaiser verbündete Kurfürstentum gänzlich zu erobern. Im Frühjahr wurden Nürnberg und Donauwörth eingenommen, ehe das Schwedische Heer im April auf Ingolstadt zuzog.
Tilly, der dies mit allen Mitteln verhindern wollte, bezog mit einem unterlegenen bayerischen Heer bei Rain am Lech Stellung um den Schweden den Flussübergang zu verwehren. Gustav-Adolf begann nun mit einem zweitägigen Dauerfeuer auf die katholischen Truppen, ehe er am 15. April weiter südlich den Übergang wagte. Bei den nun folgenden Kampfhandlungen wurde General Tilly so stark am Oberschenkel getroffen, dass dieser völlig zertrümmerte. Die bayerische Armee und Tilly zogen sich daraufhin bis nach Ingolstadt zurück um dies vor den Schweden zu schützen, was schließlich auch gelingen sollte. Dennoch hatten die Kaiserlichen einen großen Verlust zu verkraften: Generalfeldmarschall Graf von Tilly erlag am 30. April in Ingolstadt seinen schweren Verletzungen.
Bereits während der Schlacht bei Rain am Lech hatte der Kaiser auf die Niederlagenserie reagiert und seinen General Wallenstein zurück ins Boot geholt. In der Vereinbarung von Göllersdorf (14. April 1632) ernannte er Wallenstein erneut zum Oberbefehlshaber und stattete ihn diesmal auch mit zahlreichen Vollmachten aus. So durfte dieser z.B. selbständig diplomatische Verhandlungen führen.
Wallenstein brach am 4. Juni 1632 in Prag auf um ein Heerlager südlich von Fürth aufzubauen. Auf dem Weg dorthin vereinigte er sich mit der kurbayerischen Armee und kam so mit ca. 60.000 Menschen am Zielort an. Grund für die Ortswahl war die Tatsache, dass sich das nahe Nürnberg im März militärisch dem Schwedenkönig angeschlossen hatte und nun belagert werden sollte. Gustav-Adolf selbst war im Mai bis nach München vorgedrungen und sollte nun zum Umkehren gezwungen werden - Zu groß war die Gefahr eines direkten Angriffs auf die Habsburger Erblande des Kaisers. Das Kalkül Wallensteins ging auf: Gustav-Adolf machte kehrt und bezog südwestlich von Nürnberg Lager.
In der Folgezeit kam es noch nicht zu einer größeren Schlacht. Stattdessen nutzte Wallenstein die zahlenmäßige Überlegenheit seiner Soldaten um einen Blockadering um die Schweden zu errichten und diese mehrere Wochen von der Außenwelt abzuschneiden. Erst am 27. August gelang es einer schwedischen Entsatzarmee, von 24.000 Mann, zu Gustav-Adolf durchzustoßen und die Blockade zu beenden.
Gustav-Adolf sah sich nunstark genug für einen Kampf und bot Wallenstein eine offene Feldschlacht an - Dieser ging nicht darauf ein. Daraufhin beschossen die Schweden das Lager von Wallenstein, ohne Entscheidendes Anrichten zu können.
Es dauerte schließlich bis zum frühen Morgen des 3. September 1632, ehe es zur Schlacht kommen sollte. Um ca. 9 Uhr startete die schwedische Armee auf einer fast drei Kilometer langen und in drei Flügel aufgeteilten Schlachtlinie den Angriff auf Wallensteins Lager.
Während der rechte Flügel am Rosenberg stecken blieb und das Lager nicht erreichte blieb das Zentrum der schwedischen Armee an der stark verschanzten Burgruine "Alte Veste" hängen, weswegen sich auch der spätere Name der "Schlacht an der Alten Veste" erklären lässt. Einzig der linke Flügel unter Gustav-Adolf konnte bis zum Lagerrand vordringen und mehrere Festungen erobern. Allerdings konnte bis zum Einbruch der Nacht auch hier keine Entscheidung herbeigeführt werden.
In der Nacht vom 3. auf den 4. September begann es in Strömen zu regnen, so dass die schwedischen Soldaten in ihren eroberten Stellungen ausharren mussten. Selbst König Gustav-Adolf schlief diese Nacht auf einem Feldwagen umringt von Panzerreitern.
Da der Regen auch noch am nächsten Morgen anhielt und es aufgrund dessen zu Zündproblemen bei den Musketen kam, brach Gustav-Adolf den Angriff ab und rückte in sein Lager zurück.
Obwohl die Schlacht zu diesem Zeitpunkt keinen klaren Sieger hatte und die Verluste auf beiden Seiten eher gering ausfielen, hatten die Schweden den Nimbus der Unbesiegbarkeit verloren - Der Punkt ging an Wallenstein.
Am 18. September verließen die Schweden schließlich ihr Lager und marschierten ab. Wallenstein folgte nur fünf Tage später. Es sollte keine zwei Monate dauern bis sich die Wege der beiden Feldherren wieder kreuzten, diesmal mit weitreichenden Folgen.
(16. November 1632)
Nachdem Wallenstein sein Heerlager nahe Nürnberg aufgelöst hatte marschierte er mit seiner Streitmacht in Richtung Sachsen, dessen Kurfürst mit den Schweden verbündet war. Gustav-Adolf zwang dies erneut zu einer Reaktion, da er seinen Alliierten Johann Georg I. von Sachsen nicht verlieren wollte.
Über Thüringen kommend bezogen die Schweden bei Naumburg (Saale) ein verschanztes Lager, ehe sie in den frühen Morgenstunden des 15. November aufbrachen um sich an der Elbe mit den sächsischen Truppenverbänden zu vereinigen.
Wallenstein hatte zu diesem Zeitpunkt bereits damit begonnen das kaiserliche Heer zum Zwecke der Überwinterung auf strategisch wichtige Punkte zu verteilen. General Pappenheim schickte er daher nach Halle, während er selbst ein Lager bei Lützen aufschlug.
Als Gustav-Adolf erfuhr, dass sich die kaiserliche Armee geteilt hatte und die Elitereiter nicht mehr bei Wallenstein waren, wollte er die Gunst der Stunde nutzen und sofort nach Lützen ziehen. Allerdings gelang es dem kaiserlichen General Colloredo die schwedische Armee an zwei Brücken über die Rippach aufzuhalten und Wallenstein vom bevorstehenden Angriff in Kenntnis zu setzen. Wallenstein reagierte sofort und schickte Pappenheim einen Eilboten zu, der ihm folgenden Befehl übergab:
„Der feindt marschiert hereinwarths der herr lasse alles stehen und liegen und incaminiere sich herzu mit allem volck…“
Noch in der Nacht zum 16. November strömten die kaiserlichen Soldaten zurück um den bevorstehenden Kampf zu unterstützen. Die wichtigen Reitertruppen Pappenheims schafften es allerdings nicht mehr rechtzeitig, da sie sich schon zu weit entfernt hatten.
So standen zum Tagesanbruch ca. 19.000 schwedische und 17.000 kaiserliche Soldaten gegenüber, wobei die Schweden auch bei der Anzahl der Kanonen im Vorteil waren. Allerdings war der Nebel zu diesem Zeitpunkt so stark, dass sich die Feinde nicht sehen konnten. Der Schlachtbeginn sollte noch auf sich warten lassen, was die Chancen auf ein rechtzeitiges Eintreffen Pappenheims erhöhte.
Gegen 11 Uhr lichtete sich der Nebel und Gustav-Adolf eröffnete auf dem östlichen Flügel den ersten Angriff zur nun folgenden "Schlacht bei Lützen". Die kaiserliche Armee war auf dieser Flanke besonders verwundbar und geriet schon bald ins Hintertreffen. Die Schweden konnten vorrücken und mehrere Kanonen erbeuten - Der Kampf schien schon zu ihren Gunsten auszugehen. Gerade in diesem Moment, als es am kritischsten um die Kaiserlichen stand, kam Pappenheim mit seinem ca. 3000 Mann umfassenden Reiterregiment angerückt, konnte die Schweden zurückdrängen und die verlorenen Geschütze zurückerobern.
Der kurzzeitige Erfolg hatte einen hohen Preis: Pappenheim wurde durch mehrere Kugel schwer verletzt und musste die Schlacht verlassen - Nur einen Tag später war er tot. Eine Großzahl seiner Reiter ergriff daraufhin die Flucht und die zurückgewonnenen Gebiete wurden abermals von den Schweden überrannt. Wieder schien die Schlacht entschieden.
Um ein Uhr nachmittags griff erneut das Wetter in das Schlachtgeschehen ein: Der Nebel wurde wieder dichter und die kaiserliche Armee konnte sich stabilisieren. Zwei kaiserliche Reiterregimenter führten nun im Laufe des Nachmittags sieben Attacken gegen den östlichen Flügel der Schweden, so dass mit Hilfe der Fußsoldaten die verlorenen Kanonen zum zweiten Male zurückerobert werden konnten.
Schon vor diesem Angriffswechsel war Gustav-Adolf mit mehreren Soldaten nach Westen aufgebrochen um seine dortige Flanke zu unterstützen. Vermutlich aufgrund des starken Nebels und seiner belegten Kurzsichtigkeit geriet er hierbei zu nahe an die Frontlinie und wurde von feindlichen Musketieren beschossen. Nachdem eine Kugel seinen linken Arm zerschmettert hatte versuchte er zusammen mit seinem Begleiter Herzog von Lauenburg die Gefahrenzone zu verlassen. Unglücklicherweise traf er hierbei auf mehrere kaiserliche Reiter, die sofort ihre Chance ergriffen und den Schwedenkönig mit mehreren Schüssen niederstreckten - Ein herber Verlust für die Schweden und die gesamte protestantische Seite.

Gustav-Adolfs Tod in der Schlacht auf einem Ölgemälde von Carl Wahlbom (1855)
(Dieses Bild ist gemeinfrei und nicht urheberrechtlich geschützt)
Der Tod des Königs verbreitete sich wie ein Lauffeuer durch die Reihen der Schweden zumal sein nun herrenlos herumirrendes Pferd bei jedem Soldat bekannt war. Doch anders als die Pappenheimer Reiter, die nach dem Verlust ihres Generals die Flucht ergriffen, kämpften die Schweden verbissener als zuvor. Immer wieder formierten sie ihre Reihen neu und führten Attacke um Attacke gegen Wallensteins Armee.
Dieser sah zum Beginn der hereinbrechenden Dunkelheit keine Chance mehr auf einen Sieg und gab den Befehl zum Rückzug, woraufhin auch die Schweden, ohne einen entscheidenen Durchbruch erlangt zu haben, das Feld räumten. Als schließlich am Abend auch noch die Pappenheim'sche Infanterie in Lützen eintraf, war das Schlachtfeld längst verwaist.
Die Verluste von Lützen waren auf beiden Seiten enorm: Die Kaiserlichen hatten neben Pappenheim ca. 5000 Soldaten verloren, während die Schweden ihren König Gustav-Adolf und ebenfalls mehrere tausend Tote zu beklagen hatten.
Obwohl sich alleine von den Opferzahlen kein Sieger ausmachen ließ war der Fall des Schwedenkönigs ein großer Propagandaerfolg für die katholische Seite. Wallenstein bekam zahlreiche Glückwünsche u.a. von Kaiser Ferdinand II., dem polnischen und dem spanischen König. Mit Gustav-Adolf war die erste der beiden bekanntesten Protagonisten des Dreißigjährigen Krieges gegangen - Wallenstein sollte einige Monate später folgen, wie sich schon bald herausstellte.
(1633 - 1635)
Auch nach dem Tod von Schwedenkönig Gustav-Adolf ging der Krieg unvermindert weiter. Da die schwedische Thronfolgerin Christina zu diesem Zeitpunkt erst fünf Jahre alt war übernahm der schwedische Reichskanzler Axel Oxenstierna die politischen Geschäfte.
Diesem gelang am 23. April 1633 die Gründung des Heilbronner Bundes, nachdem im Vorjahr bereits Gustav-Adolf ihm dazu den Auftrag gegeben hatte. Dieses, zwischen mehreren protestantischen deutschen Ständen und Schweden, geschlossene Defensivbündnis war nun umso nötiger, da der drohende Machtverfall nach dem Tod des Königs verhindert werden sollte.
Bereits drei Tage zuvor kam es in der bayerischen Stadt Landsberg am Lech zu einem weiteren grausamen Massaker des Dreißigjährigen Krieges. Nachdem die Stadt mehrere Tage von den schwedischen Soldaten unter General Lennart Torstensson belagert wurde, gab der protestantische Herzog und Feldherr Bernhard von Sachsen-Weimar schließlich den Befehl zur Erstürmung. Das nun folgende Gemetzel überlebten nur 500 Bewohner, die bereit waren sich den Söldnertruppen anzuschließen.
Am 8. Juli versuchten kaiserliche Truppen einen Vorstoß nach Norddeutschland und wurden bei Hessisch Oldendorf vernichtend geschlagen. Der Norden des Reiches schien für den Kaiser nicht mehr erreichbar zu sein und war fest in protestantischer Hand.
Wallenstein, der bei dieser Schlacht unbeteiligt war, erkannte früh, dass der Krieg nicht mehr zu gewinnen war und zusätzlich die Gefahr eines offenen Kriegseintritts Frankreichs auf schwedischer Seite bestand. Da der kaiserliche Hof diese Meinung überhaupt nicht teilte und weiterhin eine harte Linie fuhr, begann Wallenstein heimlich Kontakt zu seinen Gegnern aufzunehmen um die Friedenschancen auszuloten. Obwohl zu den Verhandlungen wenig bekannt ist, gibt es die Vermutung, dass die Schweden versuchten ihn für sich zu gewinnen.
Am 11. Oktober 1633 kämpfte Wallenstein letztmalig erfolgreich für den Kaiser. Bei Steinau an der Oder traf er mit seinen Soldaten auf ein unter dem Befehl von Heinrich Matthias von Thurn stehendes Truppenkontingent und konnte dieses einschließen. Ohne Chance auf einen Sieg steckte von Thurn schließlich die Waffen und wurde von Wallenstein gefangen genommen.
Nur kurze Zeit später ließ er ihn jedoch wieder frei, da von Thurn, die von böhmischen Vertriebenen gehaltenen, Städte in Schlesien freigab. Am kaiserlichen Hof wurde dies mit großem Unverständnis zur Kenntnis genommen, da Heinrich Matthias von Thurn bereits beim böhmischen Aufstand von 1618 eine entscheidende Rolle spielte und als Erzfeind der Habsburger galt. Wallenstein hatte seinen Kredit beim Kaiser verspielt, und das, obwohl er militärisch von enormer Wichtigkeit war.
Anfang 1634 erfuhr man in Wien, durch den unter Wallenstein dieneten General Octavio Piccolomini, von den Geheimverhandlungen mit dem Feinde. Piccolomini berichtete ausserdem, dass sich Wallenstein in Pilsen (Pilsener Revers) bereits der Treue seiner Obristen versichert hatte. All dies wurde vom kaiserlichen Hof als Verrat gedeutet und man gelang schnell zu der Überzeugung, dass Wallenstein einen Putsch plante.
Nun ging alles Schlag auf Schlag - Wallenstein wurde am 24. Januar entlassen und erfuhr kurz danach in seinem Pilsener Quartier davon. Unter der Hand ließ der Kaiser verlauten, dass Wallenstein auszuliefern sei - tot oder lebendig. Am 18. Februar wurde die Hochverratsanklage öffentlich gemacht, was Wallenstein schließlich dazu bewog nach Eger aufzubrechen und auf das Eintreffen der Schweden zu hoffen.
Am Abend des 25. Februar wurden seine engsten Vertrauten auf ein Festbankett in die Burg eingeladen, wo sie nichtsahnend den Tod fanden. Wallenstein selbst hielt sich zu dieser Zeit im Haus des Stadtkommandanten (Pachelbel-Haus in Eger) auf und bekam am späten Abend Besuch von Offizieren des Regiments Walter Butler (ehemaliger Oberst in Wallensteins Heer). Diese verschaften sich Zutritt zu Wallenstein Gemach und durchbohrten ihn mit einer Lanze - Die Mordnacht von Eger war vollendet und der Dreißigjährige Krieg hatte eine weitere schillernde Figur verloren.
In den folgenden Monaten ging der Krieg unvermindert weiter ohne einen Sieger sichtbar zu machen. Im Mai gewann die protestantische Seite bei Liegnitz und kämpfte sich den Weg nach Böhmen frei. Nur zwei Monate danach konnten die Kaiserlichen, dass seit November 1633 besetzte Regensburg zurückerobern. Kurze Zeit später standen sie bereits vor Nördlingen und begannen mit der Belagerung.
Da die protestantische Seite den Fall von Nördlingen unbedingt verhindern wollte, zogen Bernhard von Sachsen-Weimar und der schwedische Feldherr Gustaf Horn zur Befreiung in Richtung der Stadt. In der Nacht auf den 6. September 1634 versuchten Bernhards Soldaten die Einnahme eines nahen Hügels, was allerdings misslang. Am Morgen danach begann mit einem erneuten Angriff die eigentliche Schlacht, die später unter dem Namen "Schlacht bei Nördlingen" in die Geschichte eingehen sollte.

Die Schlacht bei Nördlingen (6. September 1634) auf einem Ölbild von Jacques Courtois
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Im Verlaufe der Schlacht konnten die Schweden kurzzeitig den Albuch-Hügel besetzen, mussten ihn im Gegenangriff aber schon wieder aufgeben. Weitere dreizehn Sturmangriffe forderten etliche Opfer und schwächten die Protestanten. Bei einem Mittags eingeleiteten großen Gegenangriff der kaiserlichen Einheiten, wurden Bernhards und Horns Soldaten schließlich in die Flucht geschlagen und Nördlingen konnte besetzt werden. Der Kaiser hatte das Kriegsglück noch einmal auf seiner Seite und erreichte den vollständigen Abzug der Schweden aus Süddeutschland.
In der Folgezeit begannen zahlreiche protestantische Fürsten aus dem Bündnis mit Schweden auszuscheren und eine Annäherung an den Kaiser zu suchen. Erstmals sah es so aus, als könnte der Dreißigjährige Krieg wirklich zu Ende gehen.
Am 30. Mai 1635 wurde zwischen dem Habsburger Kaiser und den protestantischen Fürsten, allen voran Kursachsen, der sogenannte Prager Frieden geschlossen. Der Heilbronner Bund wurde offiziell aufgelöst und der Kaiser verpflichtete sich im Gegenzug zum Aussetzen des verhassten Restitutionsedikt. Der Besitzstand des Reiches wurde auf das Jahr 1627 zurückdatiert, damit die Schweden keinen Vorteil aus dem Friedensvertrag ziehen konnten. Genau das war aber auch das Problem des eigentlichen Scheiterns, schließlich war der Dreißigjährige Krieg schon lange ein europäischer Konflikt.
So kam was kommen musste: Frankreich, dass bisher vor allem durch finanzielle Unterstützung am Krieg teilgenommen hatte, fürchtete nun einen Sieg des habsburger Kaisers und die komplette Niederlage der geschwächten Schweden. Auf Betreiben von Kardinal Richelieu, einem französischen Kirchenfürst und Staatsmann, griff Frankreich 1635 an der Seite der Schweden offen in den Konflikt ein und es begann ein neues und lange andauerndes blutiges Kapitel.
(1635 - 1648)
Nach fünfzehn Jahren Schrecken und Terror sollte der Dreißigjährige Krieg 1635 in seine letzte Phase eintreten - Dem "Schwedisch-Französischen Krieg". Frankreich hatte sich nun, da die Schweden auf verlorenem Posten schienen, dazu entschlossen selbst aktiv in den Kampf einzusteigen um einen möglichen Sieg und Machtgewinn der Habsburger im Reich und in Spanien zu verhindern. Der bisher im schwedischen Dienste stehende Feldherr Bernhard von Sachsen-Weimar stellte sich nun nach längeren Verhandlungen am 27. Oktober 1635 in den Dienst Frankreichs und operierte noch im gleichen Jahr erfolgreich in Elsass-Lothringen.
Auch die Schweden hatte das Kriegsglück trotz der vergangenen Niederlagen nicht gänzlich verlassen. So konnten sie am 22. Oktober 1635, das auf kaiserliche Seite gewechselte Sachsen, in der Schlacht bei Dömitz besiegen und zu einem neuen Selbstbewusstsein finden.
Etwa ein Jahr später standen sie bei Wittstock (Brandenburg) einem 22.000 Mann umfassenden Heer aus kaiserlichen und sächsischen Truppen gegenüber. Auch diesmal konnte Schweden, trotz zahlenmäßiger Unterlegenheit, nach einem stundenlang andauernden Gefecht am Ende den Sieg davontragen. Beteiligt an dieser Schlacht war ein gewisser Lennart Torstensson, schwedischer Feldherr, der im nun folgenden Kriegsverlauf noch öfter in Erscheinung treten sollte.

Zeitgenössischer Kupferstich der Schlacht bei Wittstock (4. Oktober 1636)
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Kaiser Ferdinand II. hatte das Kriegsglück wohl endgültig verlassen und auch diplomatisch war kein Blumentopf mehr zu gewinnen, da auch die weiteren Friedensbemühungen zum scheitern verurteilt waren. Der 1636/37 angesetzte Kölner Friedenskongress blieb ohne Ergebnis.
Am 15. Februar 1637 verstarb der Kaiser im Alter von 58 Jahren in Wien. Mit Ferdinand II. ging der wohl bedeutendste Herrscher des Dreißigjährigen Krieges, ein Kaiser der vom Amtsantritt bis zu seinem Tode im Krieg lag. Zu seinem Nachfolger wurde sein eigener Sohn, als Ferdinand III., gekrönt. Er hatte nach der Ermordung Wallensteins bereits als Oberbefehlshaber gedient und großen Anteil an der erfolgreichen Schlacht bei Nördlingen. Wie sein Vater wollte auch Ferdinand III. den Krieg baldmöglichst beenden, was ihm aber u.a. aufgrund seiner zögerlichen Handlungen und der politischen Umstände nicht gelingen sollte.
Anfang 1638 beginnt Bernhard von Sachsen-Weimar mit der Belagerung der Reichsstadt Rheinfelden. Bei der anschließenden Schlacht gegen die kaiserlichen Entsatztruppen triumphierte, trotz zahlenmäßiger Unterlegenheit, erneut das französisch-schwedische Lager. Die Stadt musste übergeben werden und Bernhard marschierte weiter, bis er schließlich Ende des Jahres die bedeutende kaiserliche Festung Breisach einnehmen konnte. Diese besetzte er persönlich, obwohl Frankreich eigentlich die Absicht hatte sie als Stützpunkt zu benutzen.
Im darauffolgenden Jahr hatte die habsburger Seite nur wenig mehr Glück. Zwar konnten die Franzosen im Juni 1639 bei Diedenhofen geschlagen und damit der Verlust der Stadt vorerst abgewendet werden, allerdings hatten die Kaiserlichen bereits zwei Monate zuvor eine weitere Niederlage gegen die Schweden unter Lennart Torstensson und Johan Baner erfahren. Bei der sogenannten Schlacht bei Chemnitz (14. April 1639) war das kaiserliche Heer hoffnungslos unterlegen und wurde vernichtend geschlagen.
Am 18. Juli 1639 starb dann völlig überraschend Bernhard von Sachsen-Weimar, während der Vorbereitungen zu einem neuen Feldzug. Da er gerade einmal 35 Jahre alt war, gab es Verdächtigungen er sei vergiftet worden - Bewiesen werden konnte dies jedoch nicht.
In der Folgezeit machten sich große Schlachten, oder gar eine endgültige Entscheidung des Krieges, rar. Das Land war mittlerweile völlig ausgezehrt, kriegsmüde und verelendet.
Dennoch konnte der Kaiser wieder einen Achtungserfolg erringen, als im September 1641 die Festung Dorsten (heute Nordrhein-Westfalen) erobert werden kann. Kurz danach beginnt der nächste Friedensversuch, mit Verhandlungen in Hamburg zwischen Abgesandten des Reiches, Schweden und Frankreich. Obwohl die Bereitschaft einer Lösung bei allen vorhanden war wurde der eigentliche Friedenskongress noch einmal um Jahre verschoben, da jede Seite die Hoffnung hegte, bis dahin die eigene Verhandlungsposition zu verbessern.
So ging der Dreißigjährige Krieg erbarmungslos weiter und die Schweden starteten einen erneuten Feldzug. Torstensson eroberte 1642 zahlreiche kaiserliche Festungen zwischen Brandenburg und Mähren ehe ein sächsisch-kaiserliches Heer sich bei Breitenfeld zur Schlacht stellte. Diese als "Zweite Schlacht von Breitenfeld" bekannte Auseinandersetzung, die elf Jahre nach der ersten stattfand, sollte nicht weniger Blutig enden und kostete vielen tausend Soldaten das Leben. Am Ende waren es erneut die Schweden die triumphieren konnten und im Anschluß in Leipzig einfielen.
Kurz danach kam zu einer überraschenden Wendung, da Schweden 1643 einen Krieg gegen Dänemark vom Zaun brach. Torstensson wurde zurückbeordert und fiel am 12. Dezember unerwartet in Dänemark ein.
Bereits zwei Wochen zuvor konnten die Kaiserlichen bei Tuttlingen das französische Winterquartier überfallen und etwa 7.000 Gefangene machen. Frankreich musste sich aus Württemberg zurückziehen und verlor beim winterlichen Marsch einen Großteil seiner Soldaten. Die Lage für den Habsburger Kaiser schien sich nun deutlich zu verbessern.
Im Sommer 1644 gingen bayerische und kaiserliche Soldaten in eine Offensivstrategie um die Franzosen an einem Einfall zu hindern. Am 27. Juli konnte sogar Freiburg im Breisgau erobert werden. Wenige Tage später kam es südlich der Stadt zu drei großen Schlachten zwischen dem französischen Entsatzheer und den bayerisch-kaiserlichen Truppen. Obwohl diese als verlustreichste Kämpfe des gesamten Krieges gelten, kam es zu keiner wirklichen Entscheidung und der Ausgang gilt als unentschieden.
Der Dreißigjährige Krieg wurde zu diesem Zeitpunkt immer undurchsichtiger und war zu einem reinen Machtkampf verschiedenster Parteien geworden. So war Schwedens Verbündeter Frankreich selbst überrascht vom Angriff auf Dänemark und stellte die Zahlung von Hilfsgeldern komplett ein, weil sie nun ihrerseits ein zu mächtiges Schweden befürchteten. Auf der anderen Seite war es ausgerechnet der habsburger Kaiser, der den ehemaligen Feind Dänemark unterstützen wollte und zu diesem Zweck im Frühjahr 1644 eine Armee nach Kiel schickte.
Dort angekommen plünderten die Kaiserlichen weite Landstriche von Holstein, die zuvor bereits von Torstensson heimgesucht wurden. Die Schweden schafften es unterdessen an der kaiserlichen Armee vorbeizuziehen und bis nach Sachsen zu gelangen. Bei der Verfolgung ging den Kaiserlichen der Proviant aus und sie mussten sich aufteilen. Torstensson konnte dies gnadenlos ausnutzen und besiegte am 23. November die kaiserliche Kavallerie bei Jüterbog und genau einen Monat später die Infanterie bei Magdeburg. Nun war der Weg frei und er zog nach Böhmen weiter.
Am 6. März 1645 gewann Torstensson die Schlacht bei Jankau (Böhmen) und konnte den kaiserlichen Befehlshaber Graf von Hatzfeldt gefangen nehmen. Nun schien es doch noch einmal so, als könnte der Dreißigjährige Krieg auf militärischem Wege entschieden werden. Die Schweden marschierten weiter in Richtung Wien und Verwüsteten dabei große Teile von Niederösterreich. Am 24. April wurde die nördlich von Wien liegende Burg Staatz gebrandschatzt und erobert. Erst kurz vor Wien (dem heutigen Stadtteil Brigittenau) konnten die nun völlig erschöpften Schweden von Erzherzog Leopold Wilhelm geschlagen und zurückgedrängt werden. Torstensson, der zu dieser Zeit schon stark an Gicht erkrankt war, legte sein Amt nieder und kehrte Ende 1645 nach Schweden zurück wo er 1651 verstarb.
Kaiser Ferdinand III., der noch einmal mit einem blauen Auge davongekommen war, bemühte sich nun stärker denn je die Friedensverhandlungen voranzutreiben. Bereits ab Juni 1645 wurde in Osnabrück und Münster zwischen den Beteiligten verhandelt, wie ein zukünftiger Frieden aussehen könnte. Allerdings wurden die Verhandlungen stark vom weiterhin wütenden Krieg beeinflusst und sollten sich noch drei lange Jahre hinziehen. Lediglich Sachsen, dass zuletzt auf kaiserlicher Seite gekämpft hatte, entschloss sich bereits im September 1645 aus dem Krieg auszuscheiden und schloss mit der schwedischen Seite den "Waffenstillstand von Kötzschenbroda".
Nach kleineren Gefechten in den folgenden Jahren wurde Anfang 1647 der nächste Waffenstillstand geschlossen. Bayern und Kurköln auf der einen und Frankreich, Schweden und Hessen-Kassel auf der anderen Seite waren die Unterzeichner des Abkommens. Für Ferdinand III. war es ein großer Verlust Bayern als Verbündeten zu verlieren, allerdings griff Maximilian I., bereits wenige Monate später, wieder auf der Seiten des Kaisers ins Gefecht ein und wurde erst im Mai 1648 bei Zusmarshausen endgültig besiegt.
Die nun folgenden Niederlagen für Ferdinand III., inklusive dem schwedischen Einmarsch in Prag, zwangen ihn schließlich, bei den Friedensverhandlung große chen und so den Weg für den Frieden endgültig frei zu geben. Der Dreißigjährige Krieg sollte nun endlich zu Ende gehen.
(15. Mai - 24. Oktober 1648) Dreißig lange Jahre und fünf Monate wütete der Krieg, der so entsetzliches Leid über das Reich und Europa brachte, wie noch kein Konflikt zuvor. Nun endlich im einunddreißigsten Kriegsjahr waren alle Parteien bereit die schon seit Jahren geführten Friedensverhandlungen von Osnabrück und Münster zu Ende zu bringen. Das heute unter dem Namen Westfälischer Friede bekannte Ereignis bezeichnet alle zwischen dem 15. Mai und dem 24. Oktober abgeschlossenen Friedensverträge und somit das Ende des Dreißigjährigen Krieges.
Nachdem bereits ein mehrjähriger, noch vom Krieg überschatteter, Friedenskongress stattgefunden hatte, konnte am 15. Mai in Münster der erste Erfolg verlesen werden. Die protestantischen Niederlande und das habsburgische Spanien schlossen einen Friedensvertrag, der gleichzeitig den Austritt der Niederlande aus dem Heiligen Römischen Reich und damit die Unabhängigkeit bedeutete - Eine Unabhängigkeit die bis heute besteht.
Während in Münster unter päpstlicher und venezianischer Vermittlung die europäischen Rahmenbedingungen und insbesondere der Frieden zwischen Spanien und den Niederlanden verhandelt wurde, ging es in Osnabrück um die zukünftige deutsche Verfassung und den Friedensschluss mit Schweden. Hier wurde, im Gegensatz zu Münster, direkt und ohne Vermittler zwischen den Parteien verhandelt.
Erst nachdem Mitte 1648 eine Niederlage für Kaiser Ferdinand III. immer absehbarer wurde, stimmte er in die Friedensbedingungen ein und die abschließenden Verträge konnten am 24. Oktober 1648 in Münster unterzeichnet werden.

Die Unterzeichnung des Friedens in Münster auf einem Gemälde von Gerard ter Borch (1648)
(Dieses Bild ist gemeinfrei und nicht urheberrechtlich geschützt)
Der Westfälische Friede brachte zahlreiche, teilweise gravierende, Veränderungen für das Heilige Römische Reich deutscher Nation mit sich. Vor allem territorial gab es zahlreiche Neuregelungen.
Neben der Unabhängigkeit der Niederlande und der Eidgenossenschaft (Schweiz) bekamen die Schweden mehrere Gebiete, u.a. ganz Vorpommern und das Herzogtum Mecklenburg. Auch Frankreich konnte sich in den Verträgen mehrere Gebiete sichern und war nun im Besitz der Städte Metz, Toul und Verdun gelangt.
Neben Gebietsansprüchen wurden auch politische und religiöse Fragen abschließend gelöst. So wurde der katholische und der evangelische Glaube, wie bereits im vorangegangenen Augsburger Religionsfrieden, vollkommen gleichgestellt. Darüber hinaus wurde ebenfalls sichergestellt, dass die protestantische Minderheit im Reichstag in Religionsfragen nicht überstimmt werden konnte, um die Gleichbehandlung auch wirklich zu gewährleisten.
Die Besitzstände im Reich wurden auf den 1. Januar 1624 zurückdatiert und somit das vom Kaiser erlassene Restitutionsedikt endgültig aufgehoben.
Obwohl der Westfälische Friede einen Kompromiss zwischen den Kriegsparteien darstellte, war es vor allem für den Kaiser und die Habsburger Macht eine Niederlage. Die Fürsten konnten ihre Souveränität verfestigen und ausbauen, der Kaiser hatte fortan kaum noch Macht über sie. Es wurde ihnen zukünftig sogar gestattet Bündnisse mit auswärtigen Parteien zu schließen. Die Einschränkung, dass diese nicht gegen den Kaiser und das Reich selbst gerichtet werden dürfen, sollte sich in der späteren Geschichte als gegenstandslos erweisen.
Das Heilige Römische Reich war nun endgültig nur noch ein Rahmen um mehrere Einzelstaaten. Dennoch sollte es in dieser Konstellation noch bis zum Jahre 1806 überdauern, ehe Napoleon ihm den Gnadenschuss verpasste.
Heute gilt das umfangreiche Friedensdokument als eine der wichtigsten Schriften der Reichsverfassung und als Beginn einer Entwicklung, aus der sich später das heutige Völkerrecht herausbilden konnte. Trotz dieser Wichtigkeit und des großen Umfanges konnten im Vertragswerk von Münster nicht alle Fragen abschließend geklärt werden, insbesondere die des anstehenden Truppenabbaus und Abzugs. Daher trafen sich die beteiligten Parteien von April 1649 bis Juli 1650 nochmals in Nürnberg zum sogenannten Exekutionstag bzw. Friedensexekutionskongress, um die Abrüstung voranzutreiben.
Aller Bemühungen zum trotz sollte es schließlich noch Jahre dauern, bis sich auch die letzten plünderten Söldnerheere auflösten und sich der allgemeine Frieden im Reich durchsetzen konnte.
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