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Ulmer Schachtel

  • Autorenbild: Ferenc Neubrandt
    Ferenc Neubrandt
  • 12. Mai 2020
  • 2 Min. Lesezeit

Die Ulmer nannten ihre Schiffe Zilen. Je nach Art des Transportgutes wie Handelsgüter,Kriegtransporte aber auch insbesondere zur Personenbeförderung trugen die Zillen hüttenartige Aufbauten. Aus dem Errinerungsschreiben des letzten Ulmer Schiffmeisters: "Die Ulmer Schiffe waren obgleich sie nur zur Talfahrt bestimmt waren, gut gebaut und genossen unter den Donauschiffern einen guten Ruf. Niemals haben die Ulmer Schiffsleute ihre Schiffe mit dem später üblichen Namen Ulmer Schachtel benannt, sondern diese spottweise Benennung stets zurückgewiesen. Für sie war das eine Wiener Zille (Weaner Zill), in Österreich Ulmer Plätte oder Schwabennplätte genannt, weil man sie in dieser Bauweise geschickt über den wechselnden Kiesgrund führen konnte".


Nach einem Bericht in der Ulmer Schnellpost von 1882 stammt die Bezeichnung Ulmer Schachtel aus dem Jahre 1830, als ein Ulmer Stadtabgeordneter im Württembergischen Landtag zu Stuttgart um Unterstützung für die Ulmer Schiffer nachsuchte. Dieser Antrag wurde von den Stuttgarter Abgeordneten mit Kommentar, daß die Ulmer Schiffe nur Schachteln seien und der Landtag für Schachteln kein Geld übrig habe, abgelehnt.


Heute regt sich über diese despektierliche Bezeichnung niemand mehr auf, aber noch vor wenigen Jahrzehnten wurde Schachtel von den Ulmer Schiffsleuten und deren Nachfahren als grobe Herabwürdigung ihrer Zillen empfunden. Nichtsdestotroz waren aber eben diese Schachteln bestens gerüstet für die Donauschiffahrt und kamen mit Eigenheiten der Donau hervorragend zurecht. Die Ulmer Schiffsleute, bis Ende des 16. Jahrhunderts noch Floßleute genannt, hatten bis weit hinunter in das Ungarland einen hervorragenden Ruf als zuverlässige Schiffsmeister. Es gab geprüfte Meister mit abgegrenzten Fahrpatenten, nur die Erfahrenen durften über Regensburg hinaus die schwierigen Passagen bei Passau oder Grein durchfahren. Der Sichercheit widmete der Ulmer Rat seine besondere Aufmerksamkeit und ahndete jede Fahrlässigkeit durch Turmstrafen, Streichung aus der Liste der Schiffsleute oder in weniger gravierenden Fällen mit der VVerurteilung zum Torffahren aus dem Gögglinger Ried auf der Donau nach Ulm.



1669 wurde in Regensburg und 1670 in Ulm eun regemäßiger, wöchentlicher Personenschiffverkehr eingefürt. Die Schiffe fuhren nach einem festen Fahrplan das ganze Jahr über von der ersten Woche nach dem Eisgang bis zum Katharinentag am 25. November. Weil diese Schiffe regelmäßig fuhren, also ordinari, wurden sie Ordinarischiffe genannt. Die Schiffe waren für ca. 40 Passagiere ausgelegt, doch befanden sich häufig mehr Leute an Bord. Die etwas größeren Auswandererschiffe, welche bis Wien fuhren, waren mit bis zu 150 Personen beladen. Von 1712 an ist jede Woche mindestens ain Schiff von Ulm nach Wien abgefahren. Das war zugleich der Beginn der großen Auswandererzüge, donauabwärts, in das den Türken befreite Ungarn.

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