Erläuterung zur Reise einer ungarischen Werbens
- Ferenc Neubrandt
- 4. Apr. 2020
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 11. Apr. 2020

Erläuterung zur Reise eines ungarischen Werbers( Beamter, Name unbekant) vom 15.04.1720 (Preßburg) bis zum Ulm dann zurück am 28.06.1720 (Pest) - damit fast 2,5 Monate unterwegs.
Am 15.April 1720 erhilt ich auf Befehl seine Excellenz, des gnädigen Generals, vom Jungherr Palocsay (Sohn der Gräfin Judith, Schwester des Grafen Alexander Károllyi) 100 Rheinische Gulden für meine Reise ins Schwabenland, die ich wie folgt ausgab:
Ausgaben
Reinische Gulden / Kreuzer
15. April Reiseantritt in Preßburg. Im Gasthaus Dunai
für Übernachtung von 2 Personen und 3 Pferden. 40,-
16. April Im Gasthaus Dévényi. 40,-
Desgleichen in Deutsch Jahrndorf. 50,-
17. April Mittagsmahl in Prellenkirchen. 44,-
Desgleichen in Fischamend für Übernachtung. 1,-
18. April In Wien wartete ich auf den Reisepaß und ich ließ
die Pferde ausruhen. 5,-
Ebenfalls Gebühr für den Paß an den Hofkriegsrat 3,-
20. April An Komjáti für Reisekosten in die Heimat 1,-
Für Dolman (Husarenpelz), 1 Hose, 1 Paar Stiefel,
weil ich nicht zerlumpt in ein fremdes Land gehen
wollte. 13,-
Von Wien aus begab ich mich in Gesellschaft der
er meister auf den Weg bis nach Ulm.
20. April In Zwentendorf für das Schiff 22,-
Gleichfalls hier für Speisen 30,-
Für ein Fuhrwrek 36,-
In der Stadt Traismauer 22,-
In Hollenburg für Speisen und ein Pferd 48,-
In der Gemeinde Ansbach (Aggsbach) für Speisen
und Pferd 49,-
In Persenburg für Speisen 28,-
In der Gemeinde Grein für Speisen 29,-
Gleichfalls hier für das Schiff 30,-
In Mauthausen für Speisen 17,-
In Langenstain für das Schiff 25,-
In der Stadt Laut für Speisen und Schiff 30,-
In Oberstain für das Schiff 25,-
In der Gemeinde Aschach für Speisen 22,-
In der Gemeinde Aschach für ein Pferd 30,-
In der Gemeinde Engelszell für Speisen 18,-
In der Gemeinde Engelszell für das Schiff 22,-
In Engelhartszell für Speisen 21,-
In Engelhartszell für das Schiff 29,-
In der Stadt Passau für Speisen 11,-
In der Stadt Passau für das Schiff 25,-

Passau im 18.Jahrhundert
In der Stadt Vilshofen für Speisen 29,-
In der Gemeinde Pruchlau für Speisen und Pferd 1. 25,-
In der Gemeinde Platting für Speisen 29,-
In der Stadt Straubing für bayerische Speisen 29,-
In Fusling für ein Fuhwerk 1. 25,-
In der Stadt Sephrungh für Übernachten (29+30) 59,-
In der Stadt Neustadt für Speisen und für Pferd 74,-
In der Gemeinde Mehring 25,-
In der Haupstadt Bayerns, Ingolstadt 59,-
In der kurtfürstlichen Stadt Neuburg 29,-
In der Stadt Rain für Speisen 24,-
In Oberndorf für Speisen und Gespann (28+40) 68,-
In Weissingen für Speisen und Pferd (15+39) 54,-
In Alzenburg für Speisen 20,-
Von Alzenburg bis Ulm Gespann 1. 19,-
30. April In der Stadt zechte ich zwei Tage mit meinen Gefährten 2.
Für ein Fuhrwerk gab ich dort aus 2.
1. Mai Im Dorf Ringschneit für Speisen und Fuhrwerk 1.
Ebenso gab ich in der Stadt Ochsenhausen für mich
und ein Fuhrwerk aus 2.
3. Mai In der Stadt Biberach für drei Tage 3.
Gleichfalls dort für ein Fuhrwerk 30,-

Fuhrwerk im 18.Jahrhundert
6. Mai In Ellmannsweiler für Speisen und ein Fuhrwerk 1.
7. Mai Im Dorf Stein für Speisen und Getränke 30,-
8. Mai In Laupertshausen für Speisen und ein Fuhrwerk 1.
9. Mai In Schweinhausen für Speisen und ein Fuhrwerk 1.
10.Mai In der Stadt Waldsee für Speisen und ein Fuhrwerk 1.
12.Mai In der Stadt Weingarten war ein großes Fest, bei Prozession
mit dem Heiligen Blut, waren 12.000 Menschen zu Fuß und
beritten, für das Pferd zahlte ich 1. 30,-
Im dortigen Kloster war ich von Prälaten nach der Messe
zum Essen eingeladen, ich hielt mich drei Tage auf.
In der Stadt gab ich aus 3. 30,-
Für ein Fremdeführer zahlte ich 1. 30,-
14.Mai In der Stadt Ravensburg für Speisen und ein Fuhrwerk 1.
15.Mai Im Dorf Füramoos für ein Pferd 1.
16.Mai In Reinstetten war ich zwei Tage lang 2.
18.Mai Im dorf Maselheim für Speisen 30,-
Vom 18. Bis 22. Mai war ich in Heggbach im Kloster der
Zistersienserinnen durch die Gnade der Fürstäbtissin.
Almosen gelegentlich der Bekleidung des hl. Leichnams.
Die Fürstin zeigte das Kloster 5.
Kerzen um Altar der seligen Jungfrau 1. 30,-
Bei der Verabschiedung vom Kloster schicke ich an die
Küchenschwester 2.
Ebenso an die Kellermeister-Schwester 2.
Dem Diener und der Dienerin des Gästehauses 1. 30,-
Dem Stallmeister des Pferdeknechten und dem Pförtner 2. 30,-
2. Juni In Biberach an Herrn Felwinger für das Drucken der Novellen
(Patenbriefe) 2. 30,-
3. Juni Für das Mittagessen für Herrn Pater 1. 30,-
In Biberach für ein Paar Stiefel 3.
Ebendort für ein Fuhrwerk 30,-
6. Juni In Sulmingen für Speisen und ein Fuhrwerk 1.
Da mir die Weißwäsche ausgegangen war, gab ich solche aus 2. 30,-
Für die Übersetzung der Patentbriefe des gnädigen Herrn
ins Deutsche und für die erneute Verfielfältigung derselben,
weil ich diese zweimal nach drei Seiten austragen ließ,
zahle ich 1.
Für die Post zu verschiedenen Malen 30,-
7. Juni Im Messkirch für Essen und ein Fuhrwerk 1.
8. Juni In Engelsdorf für Speisen und ein Fuhrwer 1.
9. Juni In Ersingen für das Essen für 2 Tage und ein Fuhrwerk 1. 30,-
11.Juni In Gutenzell für Speisen und ein Fuhrwerk 1.
Für Bettler während der Reise 4.
12.Juni Bis in die Stadt Ulm gab ich aus 3.
In Ulm für Speisen und Getränke für Zwei Tage 2.
15.Juni Auf das Schiff gestiegen, für Mittag- und Abendessen,
Übernachten 1.
16.Juni In Neuburg und Ingolstadt 1.
17.Juni In Regensburg und Straubing zahlte ich 1.
18.Juni In Pfellingen und Vilshofen gab ich aus 1.
19.Juni In Engelsdorf und Passau zahlte ich 1. 30,-
20.Juni In Linz und Passau zahlte ich 1.
21.juni In Stein und Tulln gab ich aus 1.
22.Juni In Wien gab ich in anderhalb Tagen aus 2.
23.Juni In Hainburg zahlte ich 1.
24.Juni In Dévény gab ich aus 30,-
In Preßburg (Pozsony) gab ich in 2 Tagen aus 2.
26.Juni In Komorn (Komárom) zahlte ich 50,-
27.Juni Dem ledigen, jungen Schreiner für Reisekosten 1.
Von Mocs bis Ofen für mein Pferd und mich 1. 30,-
28.Juni In Pest für die Deutschen, die die Schwaben bewacht hatten 1.
Taschengeld für den Kammerdiener des Burgkomman-
danten für die Audienz 50,-
An die Soldaten des noblen Komitats, die die Wagen für uns
urgiert hatten 1.
Für mich und mein Pferd gab ich in Pest für drei Tage aus 2. 30,-
Summa Summarum (addierte Summe): 126. 71,-
Originalabrechnung: 140. 33,-
Geldmittel um 1720
Gulden waren in der Regel Rheinische oder auch Deutsche Gulden (1 Gulden = 100 Kreutzer)..
Der Ungarische Gulden war nur 1/2 Rheinischer Gulden, also 50 Kreutzer wert.
Ein Taler hatte den Wert von 2 Rheinischen oder Deutschen Gulden.
Der Poltura war ein ungarischesvZahlungsmittell. 1 Poltura entspricht 11/2 Kreutzen.
Ein schwäbische Waschfrau z.B. bekam in Ungarn für einen Tag Waschen 8 Poltura, was 12 Kreutzen entspricht.

Reichsthaler 1716

Ungarische Gulden/Taler 1706

Poltura 1706

Kreuzer 1716
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